HIV

Eine Ambulanz mit Geschichte

Seinen ersten Patienten in der HIV-Ambulanz des Klinikum Wels-Grieskirchen betreute Wolfgang Prammer im Jahr 1993, die Therapiesituation damals war mehr als schwierig. Heute werden in Wels rund 50 Patienten betreut – sie haben annähernd die gleiche Lebenserwartung wie nicht Infizierte. Mit dem Älterwerden seiner Patienten ist der HIV-Therapeut künftig mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert.

 

„Zu meinen Anfängen war nur ein einziges HIV-Medikament verfügbar und das war nur wenig wirksam“, erinnert sich Wolfgang Prammer, Leiter der HIV-Ambulanz am Klinikum Wels-Grieskirchen. Mitte der Neunzigerjahre kam der Durchbruch in der Therapie mit einer Kombination aus Medikamenten, welche die Infektion kontrollierbar machte. „Kontrollierbar bedeutet dauerhaft unter virologischer Kontrolle, die Virusmenge im Blut nimmt ab, fällt von mehreren Millionen auf im besten Fall unter 20 Viren pro Milliliter Blut.“ Aber: Die einzunehmende Tablettenanzahl war sehr hoch, die Therapiesituation durch unterschiedliche Zeitpunkte der Einnahme kompliziert. Zahlreiche Nebenwirkungen traten auf, sodass sich viele Experten für einen möglichst späten Behandlungsbeginn aussprachen. Zur psychischen Belastung kamen chronische Durchfälle, Umverteilung von Fettgewebe oder Nierensteine. Patienten aus dem Drogenmilieu waren zusätzlich oft mit Hepatitis-C-Infektionen konfrontiert und starben an den Folgen einer Leberzirrhose.

Vom Todesurteil zum annähernd normalen Leben

Heute weiß man, dass ein möglichst früher Therapiestart wichtig ist.

OA Dr. Wolfgang Prammer

 

„Bereits vier bis acht Wochen nach Beginn ist die Nachweisgrenze erreicht und das Virus sexuell höchstwahrscheinlich nicht mehr übertragbar. Aber auch dann sind Patienten verpflichtet, die Erkrankung dem Partner bekannt zu geben“

OA Dr. Wolfgang Prammer, Leiter der HIV-Ambulanz

 

Eine Problemstellung, die für den einzelnen sehr belastend sein und zu Depressionen führen kann. Sexuelle Übertragung ist auch heute noch der Ansteckungsweg Nummer eins, an zweiter Stelle liegen der Kontakt mit Blut, das Risiko des Nadeltauschs bei intravenöser Verabreichung von Drogen ist hoch. Über den Kontakt mit Speichel, Schweiß oder Urin kann man sich im Übrigen nicht anstecken.

Früher war die Aufmerksamkeit größer

Jüngst waren die Fallzahlen der HIV-Infizierungen in Österreich wieder leicht im Steigen begriffen. „Das liegt daran, dass das Bewusstsein für eine mögliche Ansteckung bei sexuellem Kontakt noch vor ein paar Jahren weit größer war, das Thema wurde ernster genommen. Die Gefahr ist nicht mehr so im Bewusstsein“, warnt Prammer. Vielleicht auch weil HIV-Patienten von heute bei entsprechender Compliance, sprich Therapietreue, eine annähernd normale Lebenserwartung haben, die Zukunftsperspektiven gut sind. „Da Betroffene heute immer älter werden, sind sie auch mehr von typischen Beschwerdebildern des Alters betroffen. Ich als HIV-Therapeut bin also verstärkt gefordert, viel allgemeinmedizinische Kompetenz aufzubauen, um meine Patienten auch weiterhin kompetent begleiten zu können.“