Übergewicht

Mehr als 1.000 Patienten besiegen krankhaftes Übergewicht

Laut österreichischem Ernährungsbericht leiden 40 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren an Übergewicht, knapp zwölf Prozent von ihnen gelten als adipös. Wenn herkömmliche Abnehm-Methoden nicht mehr greifen, bietet die Adipositas-Chirurgie den Patienten eine Möglichkeit, langfristig ihr Gewicht zu reduzieren und so Begleiterkrankungen zu regulieren. Mit über 20 Jahren Erfahrung ist das Klinikum Wels-Grieskirchen hinsichtlich der Anzahl an Eingriffen in der Adipositas-Chirurgie führend in Oberösterreich. Bis Anfang 2017 wurden bereits über 1.000 bariatrische Operationen vom Welser Adipositas-Team durchgeführt.

 

„Adipositas ist eine Krankheit, bei der es zu einer übermäßigen Zunahme an Körpergewicht in Form von Fett kommt, was zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann“, erklärt Jarjoura Eid, Leiter des Adipositaszentrums am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Bereits Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und 14 Jahren sind davon betroffen, besonders negativ wirkt sich die Erkrankung bei jungen Müttern aus.“ Auslöser für Adipositas ist eine positive Energiebilanz, die durch ein komplexes Zusammenspiel von vererbten und körperlichen Einflüssen sowie von Verhalten und Umwelteinflüssen entsteht. Starkes Übergewicht wird unter anderem als Risikofaktor für Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gewertet, es begünstigt aber auch Fettstoffwechselstörungen.

Expertenteam für bariatrische Eingriffe
Das Expertenteam für bariatrische Eingriffe am Klinikum Wels‐Grieskirchen (v. l. n. r.): OA Dr. Christian Mallinger, Prim. Dr. Walter Schauer, PMPH, OA Dr. Jarjoura Eid

Wer gilt als adipös?

Adipositas kann in drei Stufen eingeteilt werden: „Adipositas-Betroffene mit einem BMI von über 40 fallen in die dritte Kategorie und gelten als krankhaft fettleibig. Diese morbide Adipositas ist der geltende Parameter für einen operativen Eingriff zur Regulierung der Nahrungsaufnahme“, sagt der Spezialist für bariatrische Chirurgie. „Eine OP ist aber auch indiziert, wenn ein BMI zwischen 35 und 40, also eine Erkrankung Grad II, mit Folgeerkrankungen, wie etwa Bluthochdruck, Blutzucker, Gelenksbeschwerden oder Schlafapnoesyndrom, vorliegt.“ Obwohl die Kriterien für die Bewilligung eines Eingriffs durch den Versicherungsträger heute nicht mehr so streng gehandhabt werden wie in früheren Jahren, müssen die Patienten dennoch bereits einiges an konservativen Therapien versucht haben und sich einer psychologischen Begutachtung unterziehen. Eine mehrmonatige Psychotherapie ist heute nicht mehr zwingend vorgeschrieben.

Wer ist betroffen?

Mehr Frauen als Männer entscheiden sich für einen chirurgischen Eingriff. „Neben vielen Jugendlichen leiden heute vor allem junge Frauen unter krankhaftem Übergewicht. Sie empfinden ihre Lebensqualität als vermindert, da sie zum Beispiel ihre Schuhe nicht selbst zubinden oder nicht mit ihren Kindern spielen können“, erklärt Eid. „Adipöse Menschen bleiben lieber zuhause, als sich in Gesellschaft zu begeben, gehen nicht Schwimmen, trauen sich nicht, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen und ziehen sich zurück.“ So entsteht ein Teufelskreis, die Betroffenen beginnen wiederum verstärkt zu essen.

Was kann der Eingriff?

Neben der Gewichtsabnahme ist das oberste Ziel eines bariatrischen bzw. metabolischen Eingriffs, Folgeerkrankungen des starken Übergewichts zu verhindern bzw. zu verbessern oder auch zu heilen. Die Adipositaschirurgie wird vorwiegend im Alter zwischen 18 und 65 Jahren durchgeführt. „Manchmal müssen Eingriffe bereits früher durchgeführt werden, die Problematik der stark übergewichtigen Kinder wird größer. Wir behandeln auch Fälle von 14-jährigen Kindern, die bereits ein Gewicht von 160 Kilogramm haben. Bei Jugendlichen ist die Indikationsstellung natürlich viel strenger“, so Eid. Bevor es zu einem bariatrischen Eingriff kommt, haben die meisten Betroffenen bereits so gut wie alle Therapieoptionen ausgeschöpft – vor allem die diätetischen Maßnahmen. Heute denken viele Adipositas-Patienten an eine OP, die Hemmschwelle ist im Vergleich zu früher gesunken, da die Patienten durch Medien und Selbsthilfegruppen besser informiert sind.

Mehr als 1.000 Erfolge am Adipositaszentrum

Eine Expertise über 20 Jahre, eine sehr hohe Fallzahl und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Fächern Innere Medizin, Diätologie, Radiologie und auch der Psychosomatik sichern die hohe Qualität der bariatrischen Chirurgie am Klinikum Wels-Grieskirchen. Mit den genannten Fächern und in Kooperation mit niedergelassenen Kollegen und Partnern wurde aktuell die Zertifizierung des Adipositaszentrums eingereicht.
Um einen langfristigen und auch gesunden Erfolg zu garantieren, ist die Compliance der Patienten im Rahmen einer regelmäßigen, ambulanten Nachsorge mittels speziell vom Klinikum entwickelten Nachsorgepass notwendig. Hier werden alle Kontrollen verzeichnet, neben Messwerten auch Daten zu benötigten Nahrungsergänzungsmitteln als wichtiger Bestandteil der Nachsorge, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Da die Nahrungsaufnahme nach dem Eingriff viel geringer als zuvor ist, kann es sein, dass bestimmte Nährstoffe nicht mehr ausreichend aufgenommen werden. Anfangs erfolgt die Nachsorge engmaschig, dann mindestens einmal pro Jahr. Übrigens: Bei Rauchern wird zu einer Nikotinkarenz geraten – Rauchen fördert das Entstehen von Anastomosengeschwüren.