Gefäßaltermessung

Neue Europäische Leitlinie für Bluthochdruck

Nach der US-amerikanischen Empfehlung vom Herbst 2017 haben nun auch die „European Society of Cardiology (ESC)“ und die „European Society of Hypertension (ESH)“ erstmals am 9. Juni 2018 bei der Jahrestagung in Barcelona die neuen europäischen Leitlinien für die Behandlung von Bluthochdruck vorgestellt. Die Empfehlung hält an der Definition von Bluthochdruck ab Werten von 140/90 mm Hg fest, intensiviert aber die Behandlungsziele auf meist 130/80 oder darunter, setzt verstärkt auf Prävention und Früherkennung sowie auf eine vereinfachte medikamentöse Therapie durch eine Wirkstoffkombination in nur einer Tablette.

 

„Die Definition der Hypertonie bleibt in Europa gleich, das heißt, Bluthochdruck wird weiterhin erst ab 140 zu 90 diagnostiziert“, erklärt Thomas Weber, Kardiologe am Klinikum Wels-Grieskirchen, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie und Initiator des Projekts „Kennen Sie Ihr Gefäßalter?“. „Wie in den USA wird aber auch in Europa ein stärkerer Schwerpunkt auf 24-Stunden-Blutdruckmessung und Blutdruckselbstmessung gelegt – was wir hier in Österreich beides übrigens schon seit vielen Jahren empfehlen.“

Ab wann ist eine Therapie notwendig?

Die neue Leitlinie sieht weiterhin vor, bei der Mehrzahl der Patienten erst ab einem Blutdruck von 140 zu 90 eine Therapie einzuleiten. „Generell gilt aber: Bluthochdruck ist ein komplexes Krankheitsbild und die moderne Bluthochdrucktherapie muss persönlich auf den Patienten abgestimmt erfolgen – die Leitlinien setzen dafür nur einen groben Rahmen“, sagt Weber.

OA Priv.‐Doz. Dr. Thomas Weber

„Ob eine medikamentöse Blutdrucksenkung eingeleitet werden soll, hängt vom individuellen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ab: bei sehr hohem Risiko, insbesondere bei Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung, eventuell schon ab Werten von 130 zu 85, ansonsten generell ab 140/90 mm Hg, bei über 80Jährigen erst ab 160 mm Hg systolisch.“

Priv.-Doz. OA Dr. Thomas Weber, Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin

Bald nur noch eine Tablette notwendig

„Primäres Ziel muss ein, alle Hypertoniker erfolgreich in den Normalbereich zu bringen. Doch derzeit ist die Hälfte aller Menschen mit Bluthochdruck nicht bzw. nicht erfolgreich behandelt“, so Weber. Die Gründe dafür liegen unter anderem in einer mangelnden Therapietreue der Patienten und in einer immer noch bestehenden Dunkelziffer der Erkrankung. „Es ist erwiesen, dass die Compliance nachlässt, je mehr unterschiedliche Präparate Patienten einnehmen müssen. Die Therapietreue soll nun durch den Einsatz von Fixdosis-Kombinationen verbessert werden: Bei der medikamentösen Behandlung wird für die meisten Patienten jetzt schon von Anfang an eine Kombination verschiedener Wirkstoffe, aber in nur einer Tablette, empfohlen.“

Aktiv gegen Bluthochdruck – Das empfiehlt Österreich

Neben einer medikamentösen Therapie lässt sich Bluthochdruck auch durch verschiedene Lebensstilmaßnahmen positiv beeinflussen. „Reduzieren Sie zum Beispiel den Konsum von Kochsalz –fünf Gramm pro Tag sind genug! Männer sollten nicht mehr als sieben Halbe Bier oder sieben Viertel Wein pro Woche trinken, Frauen sogar nur die Hälfte!“, rät Weber. Und: „Sorgen Sie für reichlich Zufuhr von frischem Obst, Gemüse, Nüssen und Olivenöl! Essen Sie fettarme Milchprodukte, aber wenig rotes Fleisch!“ Um den Blutdruck in Schach zu halten, empfiehlt der Kardiologe außerdem regelmäßige sportliche Betätigung – „Mindestens 30 Minuten zumindest mäßige Anstrengung an fünf bis sieben Tagen der Woche!“ –, das Vermeiden von Übergewicht und absoluten Rauchstopp.