KWG Urologie

Probleme mit Blase nicht einfach hinnehmen

Eine Störung der Blasenfunktionen – egal, ob als eigenständige Erkrankung oder als begleitendes Beschwerdebild einer Grunderkrankung – wirkt sich gravierend auf das Wohlbefinden der Betroffenen aus. Zu unterscheiden sind Störungen der Harnspeicherung und der Harnentleerung. Um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und Komplikationen wie etwa wiederkehrende Infektionen oder Nierenschädigungen zu vermeiden, ist eine zeitgerechte Abklärung wichtig. Was es zu beachten gilt, erklärt Urologin Manuela Gruber vom Klinikum Wels-Grieskirchen.

„Unsere Blase übernimmt verschiede Funktionen“, erklärt Manuela Gruber, Oberärztin an der Abteilung für Urologie am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Zum einen ist dies die Speicherfunktion: Die Blase speichert den Harn, der permanent in kleinen Mengen in den Nieren produziert wird. Eine gut gefüllte Blase enthält etwa 300 bis 400 Milliliter. Über die Entleerungsfunktion gibt sie diese Menge zu einem von uns bestimmten Zeitpunkt, an einem von uns bewusst gewählten Ort, vollständig ab.“

 

OÄ Dr. Manuela Gruber, Abteilung für Urologie

„Nehmen Sie Probleme mit der Blase nicht einfach hin – die Abklärung und Behandlung erfolgt in einem ersten Schritt über Ihren Hausarzt sowie in weiterer Folge durch den Facharzt.“

OÄ Dr. Manuela Gruber,
Abteilung für Urologie

 

 

Nervale Steuerung der Blase

Das Zusammenspiel von Nervensystem – Gehirn, Rückenmark und zu Blase und Beckenboden führende Nerven –, Blasenmuskel und Beckenboden mit dem Schließmuskel ermöglicht eine ungestörte Funktion. „Wichtig für die Speicherfunktion sind ausreichende Elastizität sowie keine Überaktivität der Blase“, so Gruber. „Für die Entleerungsfunktion sind die Kontrolle durch das Gehirn sowie das korrekte Zusammenspiel von Blase und Schließmuskel notwendig.“

Symptome und Ursachen bei gestörter Funktion

Eine Störung der Speicherfunktion macht sich durch vermehrten Harndrang bzw. durch eine Dranginkontinenz bemerkbar. Ein abgeschwächter oder unterbrochener Harnstrahl und eine unvollständige Blasenentleerung bis hin zu einer chronischen Überdehnung oder Harnverhaltung sind hingegen Anzeichen einer gestörten Entleerungsfunktion. Die Bandbreite der möglichen Ursachen ist groß: „Beeinträchtigungen des Zentralen Nervensystems können dafür verantwortlich sein, hervorgerufen etwa durch einen Schlaganfall, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder Demenz“, erklärt die Urologin. „Aber auch Querschnittsläsionen, ausgeprägte Bandscheibenvorfälle, Wirbelkanaleinengung und angeborene Störungen des Rückenmarks oder Nervenschädigungen bei Diabetes mellitus bzw. nach Operationen im kleinen Becken sind mögliche Ursachen.“ Weiters können Blasenentzündungen oder Operationen der Blase bzw. umgebender Organe Auslöser sein. „Bei Männern ist oftmals eine Vergrößerung der Prostata ausschlaggebend, bei Frauen spielt eine Senkung der Beckenorgane bzw. eine Schwächung des Beckenbodens eine Rolle.“ Abgeklärt müssen auch die Harnröhre und das äußere Genital werden. „Und nicht zuletzt können Blasenfunktionsstörungen auch durch Medikamente hervorgerufen werden“, erklärt die Expertin. „Oftmals liegen auch mehrere Auslöser gleichzeitig vor.“

Abklärung und Therapie

Um die Ursache der Störung herauszufinden, ist eine stufenweise Abklärung notwendig: „Diese beginnt bei der Anamneseerhebung, einer körperlichen Untersuchung und dem Führen eines Blasentagebuchs“, so Gruber. Aufschlussreich können Ultraschalluntersuchungen sowie das Messen von Harnfluss und Restharn sein. Zu den diagnostischen Methoden zählen auch die Blasenspiegelung und die Blasendruckmessung. „In der Therapie stehen dann eine Evaluierung des Trinkverhaltens und das Blasentraining an erster Stelle. Die weiteren Möglichkeiten reichen vom Beckenbodentraining über Medikamente bis hin zur operativen Therapie.“

Was jeder wissen sollte

Es ist wichtig, die Blase nicht regelmäßig zu überdehnen, um Blasenfunktionsstörungen zu vermeiden,. „Sie sollte überwiegend bei einer Füllmenge von unter 400 bis 500 Millilitern geleert werden“, rät die Urologin. „Legen Sie außerdem Wert auf das richtige Harnlassen: Zeit nehmen, lockerlassen, rinnen lassen, nicht pressen!“ Sie fordert dazu auf: „Nehmen Sie Probleme mit der Blase nicht einfach hin – die Abklärung und Behandlung erfolgt in einem ersten Schritt über Ihren Hausarzt sowie in weiterer Folge durch den Facharzt.“

 

Stand: November 2023