Laufende Frau/shutterstock.com/Martin Novak

Fitness als Gesundheitsjoker

Körperliche Fitness zählt zu den wichtigsten Schutzfaktoren vor Herz‐ und Krebserkrankungen, somit ist sie einer der bedeutendsten Gesundheitsmarker. Gut, dass man die persönliche Kondition mittels Belastungs‐EKG ganz einfach messen kann. Fällt das Ergebnis schlecht aus, heißt es: ab ins Training! Denn nur dann sinkt das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und Krebs.

„Die kardiorespiratorische Fitness wird bestimmt durch das Zusammenspiel von Lunge, Herz, Gefäßen und Muskulatur“, erklärt Michael Porodko, Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin am Klinikum Wels‐Grieskirchen. „Wird die maximale Leistungsfähigkeit durch eine Ergometrie erfasst, sagen die Ergebnisse viel über Gesundheitszustand und Sterblichkeitsrisiko aus.“ Die individuelle Kondition lässt ähnlich wie Rauchen, Bluthochdruck, Typ‐2‐Diabetes oder ein erhöhter Cholesterinspiegel eine Aussage darüber zu, wie wahrscheinlich es ist, dass zum Beispiel eine Herz‐Kreislauf‐Erkrankung auftritt. Wer tagsüber zu viel sitzt und sich lediglich morgens oder abends etwas intensiver bewegt, muss mit ähnlichen Gesundheitsfolgen rechnen wie inaktiv lebende Menschen. „Mit jeder unbewegten Minute steigt das Risiko für Rückenprobleme, Diabetes, Krebserkrankungen und Bluthochdruck. Ein sitzender Lebensstil kann nicht nur zu Übergewicht, Adipositas, Depression oder Burnout führen, sondern auch zu geringerer Fitness, weniger Selbstvertrauen und schlechteren Leistungen bei Schülern“, so Porodko.

 

Michael Porodko

 

„Mit jeder unbewegten Minute steigt das Risiko für Rückenprobleme, Diabetes, Krebserkrankungen und Bluthochdruck.“

OA Dr. Michael Porodko
Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin

 

 

Fit in jedem Alter

„Während des Trainings beschleunigt sich der Herzschlag, der Blutdruck steigt vorübergehend an, wobei er längerfristig absinkt“, erklärt der Kardiologe. „Das Blut zirkuliert schneller durch das Gefäßsystem und der Körper wird mit reichlich Sauerstoff versorgt.“ Darum ist körperliche Aktivität in allen Lebensabschnitten ein wichtiger Teil von Prävention und Therapie. „Die Reduktion des kardiovaskulären Risikos durch regelmäßiges Training tritt nicht nur bei ohnehin schon sportlichen Menschen ein, sondern eine Verbesserung lässt sich ebenso bei anfangs eingeschränkt belastbaren Menschen nachweisen. Dieser Benefit besteht in jedem Alter.“ Vor allem nach einem Herzinfarkt oder bei bereits vorliegender koronarer Herzkrankheit ist regelmäßiges Herz‐Kreislauf‐Training nach fachärztlicher Untersuchung und unter Anleitung eines Trainingstherapeuten eine wichtige Methode, um das Herz zu kräftigen.

Auch mit kleinen Schritten erreicht man große Zielen

Selbst kleine Belastungsumfänge tun dem Körper gut: „Bereits zehn Minuten täglich zügig spazieren gehen, senkt Ihr Risiko für Herz‐Kreislauf‐Erkrankungen um etwa 20 Prozent“, sagt Porodko. Empfohlen wird ein Ausdauertraining von mindestens 30 Minuten fünfmal pro Woche, noch besser täglich. Die halbe Stunde kann in kleinere Abschnitte unterteilt werden, die jedoch jeweils nicht kürzer als zehn Minuten am Stück dauern sollten, um den Organismus ausreichend zu aktivieren. „Generell gilt aber auch, dass sich jeder Schritt, den man geht, jede Besorgung, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt, anstatt im Auto zu sitzen, positiv auf die Gesundheit auswirkt. Bereits kleine Aktivitäten, wie Treppensteigen statt Liftfahren, können in Summe einen großen Effekt haben“, sagt Porodko.

Bewegung hilft auch gegen Krebs

Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahrzehnte beschäftigen sich mit dem Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Krebs. Das Fazit: „Es gilt heute als weitgehend gesichert, dass regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko für die Entstehung verschiedener Krebserkrankungen vermindern kann“, so Josef Thaler, Leiter der Abteilung für Innere Medizin IV mit den Schwerpunkten Hämatologie, internistische Onkologie und Palliativmedizin, Nephrologie und Dialyse am Klinikum Wels‐Grieskirchen. Am besten nachgewiesen ist dies für die Entstehung von Dickdarm‐ und Brustkrebs. „Dabei kann es sich um Gehen, Laufen, Schwimmen, Radfahren oder andere Bewegungsarten handeln: Entscheidend ist nicht die Art, sondern Intensität und Dauer der Bewegung“, so Thaler. Positiv wirkt sich Bewegung auch auf bereits an Krebs erkrankte Menschen aus. „Vorrangiges Ziel des Trainings ist hier die Vermeidung von Inaktivität“, so Thaler. „In Bewegungsstudien wurde die Verbesserung von Leistungsfähigkeit, Muskelkraft, Lebensqualität und Müdigkeit sowie die Linderung von Angst nachgewiesen.“ Der Großteil der Untersuchungen erfolgte während oder nach Abschluss der verschiedenen Behandlungsformen. „Vor allem bei Patienten mit Brust‐ oder Dickdarmkrebs gibt es Hinweise für eine Verbesserung der Heilungsrate durch regelmäßiges körperliches Ausdauertraining zusätzlich zur Standardtherapie.“

 

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Thaler

„Es gilt heute als weitgehend gesichert, dass regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko für die Entstehung verschiedener Krebserkrankungen vermindern kann.“

Prim. Univ.‐Prof. Dr. Josef Thaler
Leiter der Abteilung für Innere Medizin IV, Schwerpunkte Hämatologie, internistische Onkologie und Palliativmedizin, Nephrologie und Dialyse

 

 

 

Stand: Jänner 2023