Anlaufstelle bei Inkontinenz
Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Senkungsbeschwerden verschiedener Schweregrade sind überaus häufig. Nicht selten leiden die Patient*innen unter kombinierten bzw. komplexen Beckenbodenstörungen und bedürfen deshalb einer interdisziplinären Diagnostik und Therapie.
Die Ursachen sind mannigfaltig, oft auch durch Operationen im Bauchraum oder Veränderungen der Muskulatur. Bei Männern sind häufig Prostataerkrankungen für Probleme mit der Blase verantwortlich. Bei Frauen hat der Beckenboden meist durch Schwangerschaft und Geburt an Stabilität eingebüßt. Weiters tragen Übergewicht, Hormonschwankungen im Wechsel, erbliche Veranlagung, Altersdegeneration u.v.m. ihren Teil an Beckenbodenerkrankungen und Senkungsbeschwerden bei. Die Lebensqualität, Sexualität und die Erwerbsfähigkeit der Patient*innen sind häufig sehr eingeschränkt, dies führt oft auch zu sozialen Konflikten, depressiven Symptomen und einer sozialen Isolation.
Leistungsspektrum
Das Leistungsspektrum umfasst Abklärung und Behandlung aller Formen von Erkrankungen des Beckenbodens und Senkungsbeschwerden:
- Beckenbodenschwäche verbunden mit Lageveränderungen der Harnblase, der Genitalorgane oder des Darmes
- Zystozele, Enterozele, Rektozele
- Gebärmuttervorfall/ Senkung
- Blasenentleerungsstörung bei Frau und Mann
- Harninkontinenz
- Dranginkontinenz = Harnblasenüberaktivität
- Belastungsinkontinenz = Schließmuskelschwäche
- Stuhlinkontinenz
- Stuhlentleerungsstörungen
- Obstipationsbeschwerden = Beschwerden bei Verstopfung
- Schmerzzustände am Beckenboden und After
- Kohabitationsbeschwerden = Beschwerden beim Geschlechtsverkehr
- Entzündungen und Fehlbildungen wie Urogenital- oder Darmfisteln, rektovaginale Fisteln
Abklärung
Im Kontinenz- und Beckenbodenzentrum werden die modernsten Untersuchungstechniken angewendet:
Zu Beginn steht immer ein ausführliches Gespräch
- Allgemeine Diagnostik
- laborchemische Blut- und Urinuntersuchungen
- gynäkologische, urologische und chirurgische Standarduntersuchungen
- Sonographie
- Introitussonographie
- Perinealsonographie
- anorektale Endosonographie
- Nieren- und Unterbauchsonographie
- Defäkographie, Manometrie = Darstellung und Druckmessung der Darmentleerung
- Zystoskopie, Harnröhrenkalibrierung = Blasenspiegelung und Harnröhrenvermessung
- Urodynamik = Blasenfunktionsmessung, wenn nötig auch videodokumentiert
- Bei speziellen Fragestellungen komplexer Erkrankungen des Beckenbodens die dynamische Magnetresonanztomographie
Therapie
Bei der Behandlung einer Inkontinenz oder einer Senkung und ihrer Symptome unterscheidet man zwischen konservativer und operativer Therapie.
Welche Behandlungsmethode wir einsetzen, hängt sehr stark von der Ausprägung der Erkrankung, den Beschwerden und den individuellen Wünschen der Patient*innen ab.
- Beckenbodentraining = Stärkung des Beckenbodens durch angeleitete Beckenbodentherapie, evtl. in Verbindung mit
- Biofeedback und Elektrostimulation
- mechanische Hilfsmittel, wie individuell angepasste Einlagen z.B. Würfel-Pessar, Ringpessar
- Miktions- und Toilettentraining
- Stuhl- und Urintagebuch
- Prävention von Beckenbodenfunktionsstörungen in der Schwangerschaft, Rückbildungstherapie nach der Geburt
Grundsätzlich versuchen wir die Möglichkeiten der konservativen Therapien auszuschöpfen, bevor wir eine Operation empfehlen.
Unser Behandlungsspektrum umfasst alle minimalinvasiven, laparoskopischen und offen operativen Therapieformen der Fachabteilungen Frauenheilkunde, Urologie und Chirurgie:
- Harninkontinenzoperationen wie die
- TVT/O: spannungsfreies Platzieren eines Kunststoffnetzbandes unter die Harnröhre, um diese zu stützen.
- Bulkamid: Injektion von Hydrogel unter die Schleimhaut der Harnröhre
- Atomus-Band
- Behandlung neurogener Blasenentleerungsstörungen mit Botulinumtoxin
- Senkungsbeschwerden werden bevorzugt von der Scheide aus oder minimal-invasiv durch Bauchspiegelung (Schlüssellochtechnik) behoben:
- Gynäkologische Standardoperationen wie z.B. Kolporrhophia anterior et posterior (Scheidenplastik) und vaginale Hysterektomie.
- Laparoskopische Operationen zur Fixierung der Scheide oder der Gebärmutter, wobei auch hier häufig Netze genutzt werden, um das Bindegewebe zu ersetzen (laparoskopische Sakrokolpopexie oder Sakrohysteropexie).
- Burch-Kolposupension
- Bei sexuell aktiven Patient*innen führen wir Senkungsoperationen auch roboterchirurgisch.
Behandlungsteam
Als kompetente Ansprechpartner innerhalb der Klinik stehen Ärzt*innen der Fachabteilungen für Frauenheilkunde, Urologie und Chirurgie in enger Zusammenarbeit mit Gastroenterologie (Innere Medizin I) und Radiologie zur Verfügung.
Das Institut für Physikalische Medizin mit speziell geschulten Therapeuten bietet Unterstützung in der Prävention und Behandlung von Beckenbodenstörungen und Inkontinenz. Auch unsere Hebammen machen bereits bei den Geburtsvorbereitungskursen auf die Wichtigkeit des Beckenbodens aufmerksam.
Ambulanzen/Stationen
Koordinationsstelle Kontinenz- und Beckenbodenzentrum
phone +43 7242 415 - 93375
von 08:00 bis 12:00 Uhr
Weibliche Inkontinenz & Beckenbodensenkung
Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
phone +43 7242 415 - 3365
von 08:00 bis 12:00 Uhr
Weibliche Inkontinenz & Männliche Inkontinenz
Abteilung für Urologie und Andrologie
phone +43 7242 415 - 2328
von 08:00 bis 12:00 Uhr
Stuhl-Inkontinenz
Abteilung für Chirurgie II Viszeralchirurgie
phone +43 7242 415 - 2217
von 08:00 bis 12:00 Uhr
Institut für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation
phone +43 7242 415 - 2771
Institut für Radiologie
phone +43 7242 415 - 2431
Abteilung für Innere Medizin I
phone +43 7242 415 - 2181