Neonatologie

Neonatologie heute

Da bei Frühgeborenen die Organe noch nicht vollständig ausgereift sind, ist ihr gesundheitliches Risiko höher als jenes von reifen Neugeborenen. Vor allem Lunge und zentrales Nervensystem sind betroffen. Eine Geburt vor vollendeten 37. Schwangerschaftswochen sollte daher in einer spezialisierten geburtshilflichen Klinik mit angeschlossener neonatologischer Intensivstation erfolgen. Auf der Frühgeborenenstation am Klinikum Wels-Grieskirchen werden jährlich rund 45 Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm versorgt. Nicht nur die Allerkleinsten, sondern die ganze Familie steht hier im Mittelpunkt.

 

Nur etwa vier Prozent der Kinder erblicken das Licht der Welt zum errechneten Geburtstermin, nämlich zum Ende der 40. Schwangerschaftswoche – die meisten Babys werden innerhalb eines Zeitraums von drei Wochen davor bis zwei Wochen danach geboren. Wird ein Kind vor Schwangerschaftswoche 37 entbunden, spricht man von einem Frühgeborenen. 

Familienzentrierte Neonatologie

„Nicht mehr das Frühgeborene alleine steht im Zentrum unserer Bemühungen“, erklärt Martin Wald. Er ist Leiter der Neonatologie am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Vielmehr suchen wir eine Partnerschaft zur gesamten Familie." 

OA Dr. Martin Wald

"Neben unserer Expertise durch Medizin und Pflege ist in der Versorgung der Frühgeborenen natürlich auch eine hochmoderne, speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Technik wichtig. Eine große Rolle spielt aber auch das Stärken der elterlichen Kompetenz in der Betreuung ihrer Frühchen.“

OA Dr. Martin Wald, Leiter der Neonatologie, Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde

Zeit zum Kennenlernen

Viele Mütter und Väter sind nicht auf eine frühzeitige Geburt eingestellt. Vor allem bei Geburten vor der vollendeten 28. Schwangerschaftswoche sind die Eltern unsicher im Umgang mit den Kindern, welche oft weniger als 1.000 Gramm wiegen. „Eltern sind am Anfang oft unsicher wie sie ihre kleinen Kinder berühren sollen. Durch unsere Beratung und Begleitung lernen Eltern das Verhalten ihrer Kinder verstehen und werden kompetenter in der Pflege. Das stärkt das Gefühl des Elternseins und die Bindung zu den Kindern“, erklärt Sarada Kuglstätter, Stationsleiterin der Neonatologie am Klinikum Wels-Grieskirchen.

Sarada Wagner

„Beim Känguruverfahren wird das Frühgeborene auf die Brust der Mutter oder des Vaters gelegt, um den Herzschlag und die Wärme des Körpers zu spüren. Das unterstützt die Entwicklung des Kindes, die Eltern-Kind-Bindung und ist auch wesentlich für ein späteres Stillen.“

DGKP Sarada Kuglstätter, Stationsleitung Neonatologie und NIMCU

 

Entwicklungs­fördernde Pflege

Neben dem Bestreben, wo es nur möglich ist, auf Technik zu verzichten sowie die Familie in den Mittelpunkt der Versorgung zu stellen, besteht eine weitere Säule einer zeitgemäßen Neonatologie in der entwicklungsfördernden Pflege. „Wir sehen Frühgeborene als Individuen mit eigenen Willensäußerungen, auf die wir versuchen, Rücksicht zu nehmen – zum Beispiel in der Abstimmung von notwendigen pflegerischen oder ärztlichen Maßnahmen mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus des Kindes oder der Reduktion von störendem Licht und Lärmquellen.“ Da Muttermilch auch für kleinste Frühgeborene die ideale Nahrung darstellt, werden Mütter an der Welser Neonatologie ermutigt, so rasch als möglich abzupumpen. 
Sobald die Eltern mit ihrem Frühgeborenen die stationäre Betreuung verlassen, ist eine enge Nachsorge in Absprache mit den Klinikum-Experten für die Entwicklung der Kinder wichtig. Diese beschränkt sich nicht allein auf die motorische Entwicklung, sondern auch auf die Förderung kognitiver und sozialer Fähigkeiten.