Finger weg von Pickeln

Was bei unreiner Haut hilft

80 Prozent aller Jugendlichen sind von Akne betroffen. Die psychische Belastung ist oftmals hoch. Umso wichtiger sind eine rechtzeitige Diagnose und ein möglichst frühzeitiger Behandlungsstart. Im Interview beantwortet Dermatologin Karin Nittmann, Oberärztin an der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen, die wichtigsten Fragen zur Aknetherapie.

 

„Bei Akne handelt es sich um eine sogenannte Volkskrankheit“, erklärt Nittmann. „Bereits ein Jahr vor Eintritt der Pubertät macht sich das unreine Hautbild bemerkbar, denn in diesem Zeitraum werden verstärkt Androgene (männliche Geschlechtshormone) gebildet – sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen.“ Durch diesen Einfluss wird die Talgproduktion angeregt, eine überschießende Verhornung der Haut erschwert das Ausscheiden von Talg und Fett. Durch natürlich vorkommende Keime auf der Haut kommt es zu Entzündungen. Die Hauterkrankung kann auch bei Erwachsenen und selbst bei Neugeborenen auftreten, jeweils bedingt durch hormonelle Einflüsse. 

Leichte und schwere Formen

Neben Hormonen spielen die Gene, Umwelteinflüsse sowie unausgewogene Ernährung eine Rolle.

OÄ Dr. Karin Nittmann

„Die Ausprägung der Akne lässt sich in drei Hauptformen untergliedern – in eine leichte Form, die nur das Gesicht betrifft und sich durch fette Haut und Mitesser zeigt. Zur mittelschweren Form zählt die sogenannte Akne papulopustulosa, deren Pusteln sich auch auf das Dekolleté und den Rücken ausbreiten können. Die schwerste Form ist gekennzeichnet durch entzündete Knoten und Zysten."

OÄ Dr. Karin Nittmann
Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten

Insbesondere die letzten beiden Formen müssen unbedingt so früh wie möglich behandelt werden, um Narbenbildung zu verhindern. 

Im Interview gibt die Expertin Tipps für ein schönes Hautbild:

Wer ist erster Ansprechpartner?

Karin Nittmann: „Jede Form der Akne muss vor Behandlungsstart durch einen Facharzt abgeklärt werden. Wichtigste Anlaufstelle ist der Hautarzt, bei Säuglingen auch der Kinderarzt. Diagnostiziert wird das Krankheitsbild durch eine reine Blickdiagnose. Der Facharzt stellt auch fest, um welche Akneform es sich handelt und welche Therapie am besten geeignet ist.“

Was hilft am besten?

„Bei leichteren Formen sind Gels und Cremen hilfreich, um Entzündungen zu verringern und einer Narbenbildung vorzubeugen. Für einen stärkeren Effekt kommen lokale Kombipräparate mit Antibiotika und Vitamin A zum Einsatz. Bei schweren Fällen ist die Gabe eines oralen Antibiotikums in Kombination mit einer Lokaltherapie notwendig. Bei jungen Damen hilft auch die Gabe von Antiandrogenen in Form der Pille. Besonders wirksam ist der Wirkstoff Isotretinoin, ein natürlicher Abkömmling von Vitamin A, auch bekannt als Retinolsäure. Cortison ist nur in schwersten Fällen anzuwenden und muss vom Facharzt verordnet werden. Auf keinen Fall wird Cortison lokal verabreicht.“

Wie kann die Haut gleichzeitig gepflegt werden?

„Bei leichten Formen ist eine Pflegeserie zur Reinigung und zur Versorgung mit Feuchtigkeit aus der Apotheke hilfreich. Zu vermeiden sind fettige und ölige Produkte – hier gilt besonderes Augenmerk auf die Wahl des Make-ups! Da es bei empfindlicher Haut zu Irritationen kommen kann, sollte man mit Hausmitteln vorsichtig sein, zum Beispiel mit Ringelblumen- oder Teebaumölprodukten.“

Was darf man auf keinen Fall tun?

„Da sich auf der Haut eine Vielzahl an unterschiedlichen Keimen befindet, heißt die oberste Devise: Finger weg von Pickeln! Durch das ‚Ausdrücken‘ können vor allem auf Dekolleté und Rücken sogenannte Keloide entstehen. Dabei handelt es sich um knotige Narbenbildungen, die durch den gestörten Heilungsprozess entstehen können.“