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Wie eine einfache Blutuntersuchung Leben retten kann
Die moderne Medizin kann Virushepatitis heute in vielen Fällen erfolgreich behandeln oder sogar heilen. Und doch sterben weltweit täglich rund 3.500 Menschen an den Folgen von Hepatitis B- und C-Infektionen. Die globalen Ursachen sind oftmals ein Ineinandergreifen von fehlender Impfung, eingeschränkten Screening-Möglichkeiten, verzögerter Therapie und sozialen Hürden.
Eine einfache Blutuntersuchung könnte Leben retten, doch noch zählt sie nicht zur Standardvorsorge. "Viele Betroffene merken über Jahre hinweg nichts von ihrer Erkrankung", erklärt Harald Hofer, Hepatologie und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH). Der Experte leitet die Abteilung für Innere Medizin I, Gastroenterologie und Hepatologie, Rheumatologie, Endokrinologie und Diabetologie am Klinikum Wels-Grieskirchen, einem der österreichischen Zentren für Lebererkrankungen.
Die einfachste Maßnahme ist eine gezielte Bestimmung der Leberwerte im Blutbild – am besten regelmäßig im Rahmen der jährlichen Gesundenuntersuchung.
Heilungschancen auf dem Papier – aber nicht für alle
Hepatitis C ist heute in mehr als 95 Prozent der Fälle heilbar – mit gut verträglichen Medikamenten, die nur acht bis zwölf Wochen eingenommen werden müssen. Auch Hepatitis B, dessen Verbreitung sich durch den ebenso vor Hepatitis D schützenden Impfstoff weltweit stark reduziert hat, kann mit modernen Therapien langfristig kontrolliert werden. Und doch bleibt Österreich – ebenso wie viele andere Länder – hinter seinen Möglichkeiten zurück. "Die große Herausforderung ist, dass viele Infektionen gar nicht diagnostiziert sind“, so Hofer. Chronische Infektionen verlaufen oft symptomarm, was ihre frühzeitige Erkennung erschwert. Akute Infektionen können Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht verursachen. „Übertragen werden Hepatitisviren unterschiedlich. Hepatitis A und E verbreiten sich hauptsächlich durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel und verlaufen bis auf Einzelfälle der Hepatitis E nicht chronisch. Hepatitis B, C und D hingegen werden durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen und nehmen oftmals einen chronischen Verlauf. Needle-Sharing und sexuelle Übertragungen sind hier große Themen.“
Eigeninitiative gefragt
Die WHO empfiehlt eine einmalige Antikörpertestung auf Hepatitis C für Erwachsene. In Deutschland wurde dieses Screening bereits in die Vorsorge integriert – in Österreich wäre ein ähnlicher Schritt wünschenswert. In der Gesundenuntersuchung wird derzeit nur ein Leberwert erfasst – zur Kontrolle der Lebergesundheit gäbe es aber zuverlässigere Marker, betont Hofer. „Jeder Einzelne kann Verantwortung für sich selbst übernehmen und beim nächsten Arzttermin gezielt nach den relevanten Leberwerten fragen.“ (siehe Infobox) Die Leber gilt als das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers: Sie filtert Giftstoffe, bildet Hormone und speichert Energie. „Zwar leidet sie im Krankheitsfall still, sie kann sich unter bestimmten Voraussetzungen aber auch regenerieren. Wenn die Ursache – etwa eine Virusinfektion – beseitigt wird, erholt sich die Leber oft erstaunlich gut“, so Hofer. „Dazu braucht es aber einen rechtzeitigen Start der Therapie.“ Am Klinikum Wels-Grieskirchen werden sämtliche Formen chronischer Hepatitis behandelt – von der ersten Diagnose über medikamentöse Therapien bis hin zur Nachsorge bei Lebertransplantationen.
Stand: Juli 2025