Mutter und Tochter

Das Corona-Virus kinderleicht erklärt

Warum müssen wir plötzlich viel öfter Händewaschen als sonst? Warum tragen die Menschen in der Öffentlichkeit auf einmal Schutzmasken? Egal ob Kleinkind oder Teenager, die aktuellen Veränderungen in unserer Gesellschaft gehen nicht unbemerkt am Nachwuchs vorbei. Eltern sind noch mehr als sonst in ihrer Rolle als sichernde Bezugspersonen gefordert. Ihren Informationen rund um das Thema Corona vertrauen die Kinder – so ist es möglich, Falschinformationen sowie Angst, Panik und Bedrohung erzeugende Vorstellungen zu relativieren. Adrian Kamper, Leiter der Psychosomatik für Kinder und Jugendliche am Klinikum-Standort Grieskirchen, gibt Tipps, wie Corona-Gespräche mit Kindern verlaufen können.

 

Mit Kindern über Corona zu sprechen ist wichtig – dies sollte aber altersentsprechend geschehen. „Geben Sie Kindern sachliche Informationen, aber passen Sie Menge und Details an das Alter Ihres Kindes an! Die Informationen der Nachrichtensendungen sollten gefiltert und nicht eins zu eins weitergegeben werden“, rät Adrian Kamper, der die Arbeitsgruppe Psychosomatik der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) leitet. Eltern könnten zum Beispiel so formulieren: „Ja, viele Menschen erkranken derzeit am Virus, aber normalerweise verläuft die Erkrankung ähnlich einer Erkältung, die vorübergeht und bald ist man wieder gesund.“ Die Botschaften sollten der Wahrheit entsprechen, nicht dramatisieren, die Aussagen das Kind in der Altersphase abholen, in welcher es sich gerade befindet.

 

Prim. Dr. Adrian Kamper

„Können Kinder Fragen stellen und bekommen sie darauf ruhige, klare Antworten, ist dies ein guter Weg, um Ängste zu lindern. Eltern sollten sich für die Fragen ausreichend Zeit nehmen und Zuwendung signalisieren."

Prim. Dr. Adrian Kamper
Leiter des Departments für Säuglinge, Kinder und Jugendliche 

 

Tipps für die Corona-Kommunikation mit Kindern

Naturgemäß haben Heranwachsende viele Fragen zur Welt um sie herum: Mit wahrheitsgetreuen, aber gefilterten, und vor allem einfachen Antworten kann übertriebenen Sorgen und Ängsten auf Seiten der Kinder vorgebeugt werden. Dabei ist es auch okay zu sagen: „Ich weiß es nicht.“ Man kann ergänzen „Aber viele Menschen arbeiten daran, die Antwort auf diese Frage herauszufinden.“ Und das Kind ermutigen „Wenn du selbst Vorschläge hast, erzähle mir davon!“. Der Grieskirchner Kinder-Primar empfiehlt das Corona-Youtube-Video der Stadt Wien „Das Coronavirus Kindern einfach erklärt“, welches alle wesentlichen Punkte rund um Virus, Erkrankung und Verhaltensmaßnahmen auf kindgerechte Art und Weise kurz und bündig zusammenfasst – online auf https://www.youtube.com/watch?v=_kU4oCmRFTw

 

So erklären Eltern Corona altersgerecht

Für Kleinkinder – kurz und unkompliziert

  • unkomplizierte kurze Sätze, Konzentration auf heute und morgen
  • Geschichten und Spielsachen einbeziehen
  • Veränderungen einfach erklären: „Mami arbeitet jetzt von zuhause.“
  • Wichtigste Faktoren, die stabil bleiben müssen: Essen, Schlafen, Spielen, Nähe

Für 4- bis 7-Jährige – Wiederholungen sind wichtig

  • begreifen Krankheit anhand einfacher Symptome, wie zum Beispiel Husten
  • Ursache und Wirkung aufzeigen: „Wir waschen uns die Hände und schützen uns so vor dem Virus.“
  • besser mehrmalige Wiederholungen als komplexe Erklärungen
  • wichtig ist „die Welt im hier und jetzt“: was geht rundum vor sich, was passiert als nächstes, wie fühlt es sich gerade an

Für 7- bis 12-Jährige – Achtung Stressanzeichen

  • verstehen, dass Krankheit unterschiedliche Symptome haben kann
  • …, dass nicht alle Prozesse im Körper sichtbar sind
  • …, dass nicht jeder Husten Anzeichen für Corona ist
  • Stress zeigt sich nun häufiger körperlich, etwa durch Bauch- und Kopfschmerzen, oder psychisch, wie durch den Wunsch nach mehr Nähe

Für Jugendliche

 

Für alle Altersgruppen gilt

Verstärkter Stress kann sich durch körperliche Beschwerden oder psychische Reaktionen zeigen, unter anderem durch Bauch- oder Kopfschmerzen, verstärktes Herzklopfen, vermehrte Suche nach Zuwendung, Unruhegefühl, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen.